DIN VDE 0701 0702: Sicherheitsprüfung für Elektrogeräte mit Stecker

In Unternehmen kommen vielfältige, elektrisch betriebene Geräte zum Einsatz. So kommt kein Büro kommt ohne PC aus, aber auch Telefone, Bildschirme, Drucker und auch Mehrfachsteckdosen sind im Einsatz. In handwerklichen Betrieben werden zudem Bohrmaschinen, Lötkolben und dergleichen millionenfach in Deutschland genutzt. Um für die nötige Arbeitssicherheit zu sorgen, müssen diese Geräte nach DIN VDE 0701-0702 regelmäßig geprüft werden, um Stromschläge und Brände durch diese „ortsveränderlichen elektrischen Betriebsmittel“ zu vermeiden.

Dieser Prüfungspflicht unterliegen auch Geräte wie Mikrowellen, Wasserkocher und Kaffeemaschinen in der Betriebsküche, wie auch privat mitgebrachte elektrische Geräte, die im Unternehmen an das Stromnetz angeschlossen werden.

DIN-VDE-0701-0702

Inhaltsverzeichnis

Vereinte Norm – Anwendungsbereich der DIN VDE 0701-0702

Vor ihrer Vereinheitlichung gab es zwei Normen. Die VDE 0701 befasste sich mit der „Instandsetzung, Änderung und Prüfung elektrischer Geräte“, die VDE 0702 mit „Wiederholungsprüfungen an elektrischen Geräten“. Beide Normen wurden zusammengelegt, die Formulierung und Gestaltung der Texte überarbeitet. An den Bewertungsgrundsätzen, Prüfverfahren und den anzuwendenden Prüfgeräten hat sich mit der Zusammenlegung zur DIN VDE 0701-0702 jedoch nichts geändert.

Das gilt auch für den in der Norm angegebenen Anwendungsbereich. Sie ist die einzige anerkannte technische Regel, die steckbare elektrische Erzeugnisse betrifft (ortsveränderliche Betriebsmittel) und grenzt sich damit von der BGV A3 und DIN VDE 0105-100 ab.

Ablauf der VDE 0701-0702 Prüfung

  1. Im ersten Schritt wird eine Sichtprüfung vorgenommen. Hierbei kommt es vor allem auf die Isolierung an, aber auch auf den Biegeschutz und die Zugentlastung. Weisen die Betriebsmittel keine äußeren Mängel auf, kann mit dem zweiten Schritt fortgefahren werden. Sind Mängel vorhanden, muss eine Instandsetzung oder Aussortierung des Betriebsmittels erfolgen.
  2. Im zweiten Prüfschritt wird überprüft, ob ein Schutzleiter, bzw. Schutzkontaktstecker vorhanden ist oder nicht. Ist dies der Fall, wird eine Schutzleiterwiderstandsmessung sowie eine Isolationswiderstandsmessung zwischen den aktiven Teilen und dem Schutzleiter vorgenommen. Es folgt eine Isolationswiderstandsmessung zwischen aktiven Teilen und berührbaren leitfähigen Teilen an den Isolierteilen des Gerätes sowie eine Schutzleiterstrommessung.
  3. Im Anschluss wird an den berührbaren leitfähigen Teilen an den Isolierteilen eine Berührungsstrommessung vorgenommen. Es folgen der Nachweis der sicheren Trennung von SELV/PELV-Stromkreisen sowie der Wirksamkeit sonstiger Schutzeinrichtungen, eine Funktionsprüfung, die Kontrolle der Aufschriften, Symbole und Kennzeichnungen sowie die Auswertung, Beurteilung und Dokumentation der gesamten Prüfung.

Abweichendes Prüfungsverfahren

Verfügt das elektrische Betriebsmittel über einen Eurostecker, wird direkt eine Isolationswiderstandsmessung zwischen aktiven Teilen und berührbaren leitfähigen Teilen auf dem Isolierkörper des Gerätes durchgeführt, die ersten beiden Schritte entfallen, wie auch die Schutzleiterstrommessung. Die folgende Berührungsstrommessung findet zudem am Isolierkörper des Gerätes statt. Die weiteren Prüfungsschritte nach DIN VDE 0701-0702 sind hier identisch.

Ist statt eines Schutzleiters/Schutzkontaktsteckers oder eines Eurosteckers ein Spezialstecker vorhanden, werden die genannten Prüfungsschritte übersprungen und direkt eine Funktionsprüfung vorgenommen. Die nachfolgenden beiden Schritte (Kontrolle der Aufschriften, Symbole und Kennzeichnungen sowie Dokumentation) sind identisch.

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Dokumentation von besonderer Bedeutung

Die Prüfung wird in einer Dokumentation festgehalten, auf die im Schadensfall konkret verwiesen werden kann. Mess- und Prüfungsprotokolle dienen als Beweismittel und sollen zeigen, dass die Sorgfaltspflichten allumfassend erfüllt wurden.

Ein weiterer Benefit ist die vollständige Darstellung aller im Betrieb befindlichen elektrischen Verbraucher (wie viele Bildschirme, Drucker, etc. sind vorhanden). Weiterhin wird festgehalten, welche Betriebsmittel repariert oder aussortiert wurden.

Folgen bei Nichteinhaltung der Norm bzw. mangelnde Dokumentation

Ihre Bedeutung wird klar, wenn Sie sich vor Augen führen, was Ihnen bei Nichteinhaltung dieser Norm droht. So greifen beispielsweise Brandschutzversicherungen nicht, wenn der Brand durch ein nicht geprüftes elektrisches Betriebsmittel ausgelöst wurde. Ähnliches gilt bei Personenschäden, die durch fehlerhafte oder ungeprüfte Geräte verursacht wurden. Die gängigen Unfallverhütungsvorschriften sehen etwaige Verstöße als Ordnungswidrigkeit mit Geldbußen von bis zu 10.000 €. Eine fachgerechte Prüfung nach VDE DIN 0701-0702 schützt Sie entsprechend mehrfach, sorgt für Sicherheit und entbindet Sie von einer möglichen Haftung.

Privatgeräte am Arbeitsplatz sind ein Risiko

Aber auch private Elektrogeräte können für Probleme sorgen. Versicherungen verweigern häufig die Zahlung, da der Vorfall dem privaten Bereich zugeordnet wird – und zwar trotz eines vorhandenen Prüfsiegels. Im beruflichen Alltag lässt sich jedoch die Nutzung von privaten Elektrogeräten kaum verbieten. Fast jeder Arbeitnehmer besitzt bspw. ein privates Handy und nutzt dieses auch direkt am Arbeitsplatz. Hier bleibt dem Unternehmen oftmals nur übrig, die Arbeitnehmer über das Unfallrisiko aufzuklären und ihn darauf hinzuweisen, dass etwaige Unfälle im Zusammenhang mit privaten Elektrogeräten am Arbeitsplatz nicht als Arbeitsunfall gelten.

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Ein Akkubrand kann schnell zum Großbrand führen. Gerade im Büro verursacht das häufig einen Streitfall.

Wie lässt sich der Schutz rund um Elektrogeräte erhöhen?

Trotz Prüfverfahren gilt, dass die ordnungsgemäße Verwendung von elektronischen Geräten dabei hilft, etwaige Unfälle zu vermeiden. Folgende Maßnahmen können Unternehmen und ihre Mitarbeiter durchführen, um die Sicherheit rund um Elektrogeräte im Büro bzw. Betrieb zu erhöhen:

  • Nach Gebrauch oder am Ende des Arbeitstages sollten die Elektrogeräte vom Stromnetz getrennt werden.
  • Elektrogeräte sollten min. 1 Meter Abstand zu brennbaren Materialien (z. B. Papier oder Holz) halten. Je größer der Abstand ist, desto besser. Gleiches gilt für brennbare Unterlagen.
  • Rauchmelder sollten sich in der Nähe der Elektrogeräte befinden
  • Lüftungen von Elektrogeräten sollten nicht zugestellt bzw. abgedeckt werden.
  • Ladende Elektrogeräte sollten nicht abgedeckt werden.
  • Nutzen Sie keine älteren, in die Jahre gekommenen Elektrogeräte mit Mängeln.
  • Verzichten Sie weitestgehend auf den Gebrauch privater Elektrogeräte.

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